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Heute kommt ein ganz besonderer Beitrag.
Kalle - ehemaliger VM von Fortuna Köln und Esport Verantwortlicher des Vereins, hat Rede und Antwort gestanden und erklärt nun, warum es zur Trennung mit Xclusive kam, was er von seiner Fortuna hält, und welche Randeinflüsse es zu seiner Entscheidung gab.
Bati: Hi Kalle. Vielen Dank das du dir die Zeit für dieses interessante Interview nimmst. Es ist ja nun viel passiert - bei dir aber auch bei der Fortuna. Wie lange machst du schon Fortuna Köln, bzw. wie lange bist du schon bzw. warst zuständig?
Kalle: Hi Bati, danke für deine Anfrage fürs Interview. So kann ich den letzten Monaten der Spekulationen aus der Community auch mal Antworten verleihen und gewisse Hintergründe erläutern. Man sollte hier ja eher in der Vergangenheit sprechen. Ich habe Fortuna das erste Mal 2021 gegründet, damals zusammenmit Liri. Der Background zu Fortuna kommt daher, dass ich gebürtiger Kölner bin und früher bis in der U23 bei Fortuna gespielt habe. Während Corona bin ich dann in den "professionellen" Pro Club Bereich gerutscht. Und mir war damals schon klar, dass die offiziellen Vereine hiersukzessive mehr einsteigen und wollte Fortuna auch im eSport etablieren - auch weil die Chance für den Verein hier sehr groß ist, Profit rauszuholen. Und das Finanzielle habe ich eigentlich ganz nach hinten gestellt, damals wie heute. In diesem Rahmen bin ich dann an die Vereinsführung und die GmbH herangetreten und habe mehrere Monate Gespräche geführt, bis ich letztlich die Erlaubnis von Marke und Logo erhalten habe. Danach wuchs das Ganze heran, leider immer nur durch enormen Nachdruck von mir.
Bati: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Darios Truppe Xclusive und was war der Grund, dass du diesen Gedankengang verfolgt hast - denn ihr hattet ja Spieler und einen intakten Kader?
Kalle: Ich habe Fortuna Köln eSports zwei Mal geschlossen. Hintergrund war meist, dass das Privatleben als VM wirklich dazu passen muss. Es hat sich in meinem Privatleben in den letzten Jahren viel getan, darunter die schwere Krankheit meiner inzwischen verstorbenen Mutter - und ich war immer Mr Fortuna, ohne mich hätte der Laden nie wirklich funktioniert, das haben mir meine VM Kollegen und Helfer auch jedes Mal signalisiert, womit es dann zwischenzeitlich keine Wahl gab. Die letzten beiden Saisons war es für mich immens schwierig durchzuhalten. Die Spieler der Community machen es einem nicht leicht. Wenn man dann obendrein vom Verein einfach nicht die Wertschätzung erhält, die man verdient hätte, dann fragt man sich umso öfter "wofür mach ich das eigentlich". Ich habe konstant versucht Leute zu finden die das Ganze übernehmen können. Nach dem ein oder anderen Versuch - was für mich dann auch nicht wirklich gepasst hat, sodass ich mich komplett nur auf Vereinsarbeit konzentrieren kann- habe ich mich dann aber nach der letzten Championship Saison dazu entschieden ein für mich intaktes Team zu integrieren, um nicht noch 3 Monate dranhängen zu müssen. Das fiel mir sehr sehr schwer, da ich wusste, dass es das Aus für viele Spieler bedeutet. Aber ich wollte diesmal einfach an mich denken, so ehrlich kann ich sein. Ich habe auch viele schwere Enttäuschungen erlebt, hier spreche ich von Spielern. Ich bin aber keiner, der damit groß hausiert. Das hat mir am Ende auch den Rest gegeben. Und bei der Fusion mit Xclusive ging es mir nicht vorrangig um spielerische Qualität, mehr um den augenscheinlichen einfachen Weg für mich Fortuna beizubehalten, ohne es selbst zu leiten. Dario kannte ich von einer der Auszeiten, wo ich bei ihm gespielt habe. In der Community kennt man Xclusive ja auch als ziemlich erfolgreichen Club.
Bati: Beileid noch zu deinem Verlust. Das ist natürlich nicht schön zu hören. Man kann aber mitfühlen und weiß, dass in solchen Lebenssituationen alles sehr viel sein kann. Daher ist dieser Schritt für eine gedankliche Übergabe des Projekts schon sehr nachvollziehbar. Jedoch hängt man natürlich auch an den Leuten. Gab es Probleme nach der Bekanntgabe mit den eigentlichen Spielern?
Kalle: Mir kam viel Verständnis entgegen. Dennoch natürlich auch nicht große Freude, da ich auch die Entscheidung wer bleiben kann an Dario gegeben habe. Die meisten haben sich aber bevor es überhaupt so weit kam verabschiedet. Ich wusste auch, dass es nicht mehr so sein wird wie zuvor. Es gibt einige die mich in der ganzen Zeit unterstützt haben. Ohne die wäre es früher schon zu Ende gegangen. Einige haben mich auch wirklich lange begleitet und gerade die hatten am meisten Verständnis, da sie die ganzen Backgrounds kannten. Dennoch gab es auch Leute, die mir indirekt Vorwürfe gemacht haben.
Bati: Es dauerte dann ja nicht lange, dann wurde das Verhältnis wieder gekündigt. Wieso?
Kalle: Weil die Vorbereitung auf die Saisons gemeinsam liefen und parallel von mir die weiteren Gespräche mit Fortuna angestrebt wurden. Hier habe ich bewusst das erste Mal mit Deadlines für Antworten gesetzt. Leider kam da kaum was zurück. Man könnte jetzt sagen: Man hat euch doch ins VIP Zelt eingeladen, eine Ehrung auf der Bühne mit der ProLeague als Meister Champ 2 gegeben. Ja, hat man. Aber die Ligabeiträge habe ich von Anfang an selbst bezahlt. Es gab auch hier im Lauf der Zeit Jungs, die sich daran beteiligt haben. Offiziell übernommen wurde da nichts. Fairerweise muss man sagen, mussten wir auch bis dato keine Mitglieder sein. Diverse Gespräche über Sponsorensuche seitens Vertrieb Fortuna, Aktionen wie Clips drehen für Social Media mit den Profis… waren geplant, durchgeführt davon wurde nichts. Ob es wirklich geplant war - keine Ahnung. Ich habe dem Verein fast ein Jahr Zeit gelassen, um sich zu bewegen (Nach den intensiven Gesprächen mit neuer Führung). Passiert ist mir da einfach viel zu wenig. Das Thema Mitgliedschaften vorauszusetzen habe ich auch eingebracht, hierfür hätte es aber auch einen Gegenwert geben müssen, den es eben nie gab. Egal was, es wurde von mir initiiert. Ich habe Fortuna immer in ein gutes Licht gerückt. Wenn man das mit allem oben kombiniert, soll mir keiner erzählen er hätte das fröhlich weiter gemacht und wäre allem hinterhergelaufen, hätte die Beiträge weiter selbst finanziert (ca. 750€ im Jahr) usw. Ich habe mich als Herzblut-Kölner und -Fortuna, Ex-Spieler (wenn auch Amateur), Gründer der eSport-Abteilung einfach auch am Ende hingehalten gefühlt. Mein eigener Verein schiebt mich immer weiter auf. Am Ende war nur noch die Frage nach 50€ Championship Beitrag. Also mal ehrlich, als wenn ein Verein keine 50€ übrig hat, wenn ihm wirklich was an der Thematik liegt, die schon Jahre läuft. Ich habe mich verarscht gefühlt. Und somit habe ich die Kooperation mit dem Verein beendet - nicht mit Xclusive oder Xclusive mit uns. Das möchte ich ganz klar sagen. Bei Xclusive raus bin ich dann auch als Spieler, das war rein meine Entscheidung. Aber alles im absolut Guten. Für mich hat das aber einfach letztlich nicht ganz gepasst und ich wollte einen harten Cut.
Bati: Da hört man viel Herzschmerz heraus und viele Bemühungen. Leider kenn ich das aus anderen Zeiten auch ganz gut. Was sind die Probleme deiner Meinung nach mit offiziellen Vereinen oder wo sollte es besser werden?
Kalle: Die Regularien sind aktuell noch mehr für die Spieler ausgelegt, als für eine wirkliche Vereinsbindung. Was jetzt natürlich nichts mit offiziellen Clubs zu tun hat- das ist ein genereller Punkt in dieser ProClubs-Bubble. Ich kann mich nicht davon freisprechen, dies auch mal für unseren Vorteil genutzt zu haben (Beispiel VPG Premium). Mit sowas zerstört man auf lange Sicht die komplette Vereinswelt. Keine Bindungen an die Vereine, sehr viel Anonymität, keine Verträge… Daran muss man arbeiten. Die Spieler machen was sie wollen, wenn ihnen ein Furz quersitzt. Die ProLeague macht nicht alles richtig aber gerade mit der Champ und den Regeln (zB. kein Zweitclub) wirken sie dem entgegen. Da muss man weiter ansetzen… auch Sperren bei Verlassen eines Clubs während laufender Saison außerhalb der Transferphasen. Die können gar nicht lang genug sein. So lange man die Spielregeln nicht verändert, wird es egal für welche Clubs immer schwer sein. Da kann man den VM oder den Spielern nur einen halben Vorwurf machen, auch wenn ich zugebe hier die ein oder andere falsche Entscheidung aus Eigennützigkeit getroffen zu haben. Speziell für offizielle Clubs ist es wichtig sich mit dem Thema zu befassen, Nachhaltig zu denken, investieren… und nicht mal Geld, sondern Zeit. In diesem Modus steckt so viel Potential und so viele Chancen für Vereine, aber man sieht oft immer erst das schnelle Geld und glaubt noch nicht an den sozialen Aspekt im eSport, den ProClub ganz besonders mitbringen kann, wenn man es ordentlich macht. Und wenn man im eSport aktiv ist denkt man oft erstmal an Geld (Sponsoren) und Ultimate. Leider ist der ProClub auch noch zu unbekannt außerhalb unserer Bubble. Aber wie man es dreht und wendet, sind die Vereine wie bei uns selbst schuld, dass sie dieses enorme Potential nicht nutzen. Oft liegt es einfach nur am fehlenden Engagement für den Bereich. Wenn man es richtig anstellt, kommen die Sponsoren irgendwann auch von alleine. Dafür muss man als Verein aber erstmal investieren. Ich hab' s versucht, drei Mal gescheitert und jetzt bin ich aus diesem Thema raus. Jetzt will ich einfach nur wieder den Spaß am Spiel haben, mit Leuten, mit denen ich gern - wenn auch meistens nur am Headset - gern meine Freizeit verbringe. Wir sollten das eine nämlich nicht vergessen: es ist ein Spiel.
Bati: Kalle - danke dir für dieses umfangreiche Interview und die Klarstellung der Thematik Xclusive und Fortuna Köln. Danke dir ebenfalls für deinen offenen Worte und deine Sicht der Dinge. Sehr interessant - viel Glück weiterhin!
Kalle: Danke für die Möglichkeit der Klarstellung. Cia
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- 06.05.2024 um 12:00
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